Der Laudachsee

Laß meiner Einsamkeit das Angedenken
Der schönsten Stunden jetzt vorüberziehn,
Die mir das Erdenleben durfte schenken,
Geist der Natur! der öden Gegenwart entfliehn
Und in Erinnerungen mich versenken,
Zeig mir den See im stillen Felsentale,
Von Schilf und Wald die Ufer rings umsäumt,
Der Felsenhäupter Glühn im Abendstrahle,
Den Rasensitz, wo ich so süß geträumt.
Komm du auch, meine Freundin Phantasie,
Erweck mir Echos Geisterchöre
In dieser Heimat der Melancholie,
Daß ich durch sie jetzt alles wieder höre,
Was damals wie aus schönern Welten mir erklang
Und in die tiefste Seele drang.
Begraben will ich in des Sees Gruft
Und ihrer Dunkelheit vertrauen meine Leiden,
Ob dann die Zeit auch wieder wach sie ruft;

Nie wird mein Herz von dieser Stelle scheiden,
Wo einst so schöne Stunde mir gelacht
Und überglänzt hat meines Lebens Nacht.
Wie nun dies Bild vor meiner Seele schwebt,
Helft mirs zutage fördern, daß es lebt,
Ihr mächtgen Geister, gebt ihm eure Weihe,
Daß ihre Sprache auch Natur ihm leihe.
Vergönnt euch dann ein freundliches Geschick,
Daß eines Auserwählten warmer Blick
Befriedigt, angezogen drauf verweilt
Und im Erkennen die Empfindung teilt,
Die es beseelt; – dann saget laut,
Ihr Wald- und Felsenstimmen, was euch ward vertraut.

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