Der Schmetterling
Es irrt durch schwanke Wasserhügel
Im weiten, windbewegten Meer
Ein Schmetterling mit mattem Flügel
Und todesängstlich hin und her.
Ihn triebs vom trauten Blütenstrande
Zur Meeresfremde fern hinaus;
Vom scherzend holden Frühlingstande
Ins ernste, kalte Flutgebraus.
Auf glattgestreckte, sanfte Wogen
Hatt ihm das Meergras trügerisch
Viel schönre Wiesen hingelogen,
Wie westgeschaukelt, blumenfrisch.
Ihm war am Strand das leise Flüstern
Von West und Blüte nicht genug,
Es trieb hinaus ihn, wählig lüstern,
Zu wagen einen weitern Flug.
Kaum aber war vom Strand geflogen
Des Frühlings ungeduldges Kind:
Kam sausend hinter ihm gezogen
Und riß ihn fort der böse Wind;
Stets weiter fort von seines Lebens
Zu früh verlornem Heimatglück;
Der schwache Flattrer ringt vergebens
Nach dem verschmähten Strand zurück.
Von ihrem Schiffe Wandersleute
Mit wehmutsvollem Lächeln sehn
Die zierlich leichte Wellenbeute,
Den armen Schmetterling vergehn.
O Faust, o Faust, du Mann des Fluches!
Der arme Schmetterling bist du!
Inmitten Sturms und Wogenbruches
Wankst du dem Untergange zu.
Du wagtest, eh der Tod dich grüßte,
Vorflatternd dich ins Geistermeer;
Du gehst verloren in der Wüste,
Von wannen keine Wiederkehr.
Wohl schauen dich die Geisterscharen,
Erbarmen lächelnd deinem Leid;
Doch müssen sie vorüberfahren,
Fortsteuernd durch die Ewigkeit.
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