Aus einer Nacht
Und wieder müd', zerschlagen
Kam er am Abend heim,
Und wieder schwoll im Herzen
Ein alter, böser Keim:
Der Keim des Wahnsinns, den er
In stummer Seele trug –
Ob Wahnsinn noch mit Lachen
Einst seine Welt zerschlug?
Denn der Gemeinen Frechheit
War stärker als sein Mut,
Und kälter war die Roheit
Als – ach, sein heißes Blut.
Und schlauer war die Dummheit
Als sein beschwingter Geist,
Und stets an allem Ende
Stand er allein – verwaist.
Er fiel aufs harte Lager,
Und war ihm recht zu Sinn,
Als flöss' aus tiefer Wunde
Sein Leben ganz dahin.
„Laß rinnen und verrinnen!
Ich stille nicht das Blut.
Kein Hoffen, kein Verzweifeln:
So ist mir's wohl und gut.“
Doch wieder aus dem Dunkel
Brach Hoffnung licht hervor –
Doch wieder aus der Tiefe
Verzweiflung fuhr empor –
Er krampfte wild die Hände:
Es möchte stille sein!
Und weckte selbst sich immer
Zu neuer, neuer Pein.
Sein Knäblein schlief daneben,
Das hat sich laut geregt
Und hat im Traum das Händchen
Ihm auf die Stirn gelegt.
Das war ein Gruß vom Leben!
Was klang so sanft und hell?
Natur wollt' ihn erquicken
Aus einem jungen Quell.
Auf seine Augen drückt' er
Das Händchen leis und weich,
Da quollen schwere Tränen
Und quollen warm und reich.
Und sah die feinen Finger
Mit mild bewegtem Sinn –
Und sprach auf dieses Händchen
Sein Leid still vor sich hin.
Und als das Licht der Kerze
Verschmachtet ging zur Ruh,
Sah er dem letzten Scheine
Mit stiller Hoffnung zu.
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