Ein neues Trinklied

Ich hatt' ein Tönnlein Freud' im Haus,
Da kamen Gesellen in Haufen.
Ich kriegt' ein Oxhoft Leid ins Haus,
Das durft' ich selber saufen.
Da hat sich hell mir aufgetan
die Zecherregel feine:
Mit Freunden teil' ich meine Lust;
Mein Leid trink ich alleine.

Da sinkt mein Auge tief hinab
In kühle Dämmerungen,
Und leise spricht der Sinn der Welt
In wunderbaren Zungen.
Und steigt das trunkenvolle Herz
Aus Bechers Grund zum Lichte,
Dann sind ihm Mensch und Fels und Hain
Umleuchtete Gesichte.

So trank ich denn in mancher Nacht
Von manchen herben Weinen
Und stand nach jedem Bacchanal[2]
Nur fester auf den Beinen.
Und wenn das stumme Fest gewährt
Bis an die frühe Sonne,
Dann war das dunkle Weh verweht
Vor einer klaren Wonne.

Auch hab' ich ja in weiter Welt
So viele Trinkgesellen.
Ich hör' sie wohl und seh' sie wohl
In ihren stillen Zellen.
Durch's Dunkel fand ich ihren Blick,
Wenn unterm Abendsterne
Ich leise sprach: Ich bring' es euch,
Ihr Brüder in der Ferne.

Nur ein – ein lieblicher Kumpan
Sitzt lebend mir zur Seite
Und heischt den schlimmst' und schwersten Wein
Und zecht mit mir im Streite.
Von seinem Durst und seiner Treu
Ach, Wunder wollt' ich künden –
Doch singt ein rechter Ritter nichts
Von seiner Dame Sünden.

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