Frühling

Lachender Himmel. Es ziehen gemächlich
Schaumige Schäfchenwolken darüber,
Sonnenscheinschimmer durchflutet die Luft.
Maiengrün, die reine, feine,
Jungfernfarbe der Natur,
Lächelt bräutlich hold und heiter
Von Millionen leise schwankenden,
Zierlich auf- und niederschwebenden
Zarten Blättern.

Frühling!

Welch ein Glanz ruht auf der Wiese.
Oh, du lockendes, leises Klingen
Ueber der ruhig blühenden Schönheit!
Hoffnung weht mir in die Seele
Friedevoll bewegt.

Weich umhaucht mich Wärme der Liebe,
Wie der Atem des bebenden Mädchens,
Das den schlummernden Freund an die wogende,
Heiße sehnsuchtsvolle Brust,
Leise sich überbiegend, preßt.

Oh, Fülle! Fülle! Drängende, treibende
Fülle des Glücks!
Eben, eben noch klang die Klage,
Klang die Klage um Heißbegehrtes,
Schönheitsstrahlendes, Großes,
Klang die Klage um das Geheimste,
Herzerfüllende, Heiter-Heilige mir im Herzen.
Nun, im grünen Blätterschwanken,
Nun, im blauen Himmelslächeln,
Nun, im goldigen Sonnenstrahlen,
Ist mir schnell das Glück geworden,
Glück im Schönen und im Schauen
Werdender Schönheit.

In mein Auge strahlte das Glück,
Mir im Herzen hebt es die Flügel:
Ach, du lachendes, lustiges Ding,
Lustiges, lustiges Ding!

Meine Arme breite ich aus:
Glück! Glück!
Könnt ich es allen Menschen schenken,
Allen Menschen im drückenden Joch,
Allen Menschen mit krampfendem Herzen,
Allen denen, die im Hochflug
Ihre Flügel zur goldenen Sonne
Breiten möchten und im Schmutz
Harter Not sich mühen müssen;
Aber denen, denen zuerst,
Deren Herzen liebemächtig
Selbst in Kümmernis gütevoll, milde,
Still in treuer Neigung schlagen:
Dir zuerst drum, oh du mein braunes,
Scheues Rehaug.
Oh du Gute, Liebe, Milde!
Ob auch im Herzen das Glück mir lacht,
Lacht und tanzt, das lustige Ding:
Dein muß ich denken,
Traurig,
Dein und deines gütigen
Wehevollen Blickes.

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