Leere
Meine Seele ist krank, ich weiß nicht, nach wem,
Meiner Träume Gestalten sind Schleier und Nebel,
Die Stimmen, die ich höre, sind fern und verweht.
Ach, schweifende Sehnsucht ohne Ziel!
Irrflug der Seele!
Ich stehe einsam, seelenverlassen, arm
In weiter Wüste, starre Wolken nach,
Leeren Gebilden der Winde, die ich liebe,
Weil sie wie meine Seele ziellos sind,
Wechselgestaltige, sonnenangeglühte,
Hochfliegende, die immer wieder
Zur Erde müssen.
Und ist doch um mich rings das Leben voll Gestalten,
Das blutgetriebene, blühende, voll von Früchten,
Und manchmal klingen Laute an mein Ohr,
Und im Vorübergehen streift mich manche Hand,
Und heiße Augen seh ich, rote Lippen, leuchtendes Haar,
Gewänder, die von schönen Gliedern hold bewegt sind, –:
Muß ich denn einsam sein?
Ich habe Freunde, die ich neidlos liebe;
Die kahle Not entfloh aus meinem Hause;
Was Große bildeten, darf ich genießen,
Dankbar, nicht mäkelnd, hingegeben, ruhig;
Und, wohl bewußt der Kraft, die mir geworden,
Nicht hastig frech ins Uebermäßige schweifend,
Selbstsicher im Bereiche meiner Kunst,
Füg ich fast mühelos mir zum Genuß
Gebilde an Gebild.
Was seh ich Wolken nach? Was schweifst du irr
Ins ziellos Weite, sehnsuchtkrank, oh Seele?
Ich weiß es wohl, was mich so einsam macht.
Dies alles, das ich habe, ist ein Tand,
Nicht wert, dafür des Morgens aufzustehn.
Du hast die Liebe nicht. Das Wort trifft mich.
Drum bin ich in des Lebens Fülle fremd,
Starr, wurzellos und blicke Wolken nach,
Verwehenden Gebilden ohne Sinn.
Die große Leere und das größte Leid:
Liebloses Leben, kalte Einsamkeit.
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