Die Modepuppe

So zierlich wie ein Marzipanfigürchen,
So niedlich, reizend, schmiegsam und charmant
Adrett, exakt, so trippelt wie am Schnürchen
Durchs Leben die Prinzessin aus Tragant.

Doch hinter diesen Marzipan-Allüren
Liegt eine Katze, lüstig und voll Glut,
Die Phantasieen spinnt, die auszuführen
Das frechste Dämchen hätte nicht den Mut.

Das Surren dieser Katze kann man hören
Oft im Salon beim Flirt mit dem Galan,
Doch sucht sie nur die Männer zu betören;
Mehr will sie nicht – damit ist’s abgetan.

Denn Leidenschaft ist nichts für ihresgleichen,
Es reizt sie stets nur die verbot’ne Frucht,
Sie schnuppert dran, sie will sie nicht erreichen
Und hat noch nie zu knuspern dran versucht.

Sie hat den Gatten niemals noch betrogen,
Sie ist der Tugend Bild, das nur so strahlt,
Von Anstandsfirnis glänzend überzogen
Und – was die Hauptsach ist – famos gemalt.

Es wird ihr leicht von Sünde frei zu bleiben
(Schon weil dies oftmals der Figur nicht frommt)
Nur etwas könnte sie zum Treubruch treiben:
Wenn offiziell er in die Mode kommt.

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