Nordische Königsnamen
„… Da (so heißt es in hochgelahrten Schriften)
Begann das heillose Beinamen-stiften,
Statt Zahlen, die klarer doch und reeller,
Kam Anceps, Finkler, Vogelsteller,
Kam Löwe, Rothbart. Und gar nicht lange,
Gab’s einen „mit der gebissnen Wange“,
Dazwischen, blasphemisch und wie zum Spott
Sogar einen Heinrich Jasomirgott.
So ging es in Deutschland. Anderswo
War’s, wenn nicht schlimmer, ebenso;
Geschmacklos war die ganze Zeit
Und die Dänen waren die Führer im Streit.
Thyra Dänentrost oder „Danebod,“
Erik Seelensgut oder „Eiegod“
Erik Hasenfuß oder Laufgeschwind,
Erik Lamm, Erik Pommer, Erik Kind,
Erik Pflugpfennig, Erik Pfaffentort,
Erik Mendved oder Manneswort,
Erik Glipping, der mit den Wimpern glippt,
Erik Kipping, der die Münzen kippt,
Ein Glück, daß der Eriks nicht mehr gewesen,
Wir würden sonst noch viel Schlimmeres lesen.“
So die Hochgelahrten, die Weisen und Alten.
Ich kann es für so schlimm nicht halten,
Geschicht’ und Dichtkunst sind zweierlei Zünfte,
Mir gefällt nicht der „Erste“, der „Dritte“, der „Fünfte“,
Zahlen und wieder Zahlen blos,
Scheinen mir todt und charakterlos.
Ragnar Pechhof’ und Iwan Klastergriff,
Haben schon andern Schneit und Schliff.
Harald Blauzahn und Rolf Krake der Zwerg,
Helfen schon anders über den Berg,
Swend Gabel- und Hakon Borkenbart,
Das sind Namen nach meiner Art,
Fleckauge, Schönhaar, Sigurd Ring
Alles schon ein ander Ding,
Gorm Grymme, Frede-Harde-Schnut,
Olaf Hunger vor allem gefällt mir gut,
Und zum Letzten: Olaf Kragebeen, –
Tretet vor und verneigt Euch und laßt Euch sehn.
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