Der Freund
Von wem soll meine Leier schallen?
Wer füllt mit Glut des Dichters mich?
Von allen Tugenden, den Seligkeiten allen
0! Freundschaft, wähl’ ich dich.
Heil dem, der innig dich empfindet,
Die nur in wenig Edlen glimmt;
Der unter Tausenden die schöne Seele findet
Zur Deinigen gestimmt!
Er trotzt der Bosheit unterm Schleier,
Und ofnem Frevel, als ein Held;
Er, liebend und geliebt, durchschift mit Mast und Steuer
Den Ozean der Welt.
Bleibt er durchs Leben mein Gefährte,
Der Freund, der mirs zur Wonne macht;
0! dann beneid’ ich nicht die Könige der Erde
Um Ueberfluß und Pracht.
Ein Wort, ein Kuß von seinen Lippen
Macht mich mit jedem Loos vergnügt;
Mit ihm verschlage mich ein Sturm zu fernen Klippen,
Wohin kein Vogel fliegt!
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