Vater und Sohn
Sieger der Welt ist Alexander kommen
Zum Abendstrand der Welt,
Zum Greis hinaufgeklommen,
Der ihm sein Zeichen stellt.
Sterne des Tages sich ihm zuerst da zeigen,
Nun sieht er erst das Meer,
Sieht Well' auf Welle steigen,
Und alles Treiben leer.
Kreise im Kreis der Alte ruhig drehet,
Und er versteht sie nicht,
Sein Blick sich da ergehet,
Wo Meer zum Himmel dicht.
Schwindelnd er sieht vom steilen Felsen nieder
Die aufgethane Lust,
Wie alles schwingt die Glieder
Und alles drehen mußt'.
»Künde mir, Greis, ist nichts mehr zu vollbringen,
Ist hier begränzt die Welt?
Kann ich zum Thron nicht dringen,
Der leuchtend hingestellt?«
Halte den Muth und fürchte nur dich selber,
Du König aller Welt,
Die Eiche stürzet Wälder,
Wenn sie herniederfällt.
Eines du thust, und willst es doch gern meiden,
Den Vater tödtest du,
Die Welt soll dir's verleiden,
Den Menschen zählen zu.
Nieder hinab, du Schänder meines Glaubens,
Vom Gott ich rein entsproß,
Sink' mit den wilden Tauben
Und lüg' im Meeresschooß.
»Dank sei dir, Sohn, du bist's, ich sterb' dein Vater,
Versöhn' den Göttern dich,
Die deines Glückes, deiner Thaten
Voll Neid erzürnten sich.«
Wahrlich der Baum erstirbt in hohem Glücke,
Den Schößlingsschatten stickt,
So glänzt im höchsten Blicke,
Den Sohnes Licht erdrückt.
Wissen stürz Wissen war des Alten Wille,
Das Wissen wird gebeugt
In tiefe Meeresstille,
Wenn es das Thun gezeugt.
Also gelagert scheinen alle Flötze
Des Weltbaus Schicht auf Schicht,
Er folget dem Gesetze:
»Das Höchste komm zum Licht.«
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