Aurelia

1.

Geflohn hab' ich den gelben Tiber,
Und dich, o Weib, das mich betrog,
Als Liebe mir, ein glühend Fieber,
Am Mark des Lebens sog.

Doch, ob uns Himmelweiten trennen,
Noch klopft mein Herz mit wildem Schlag,
Und heiß die Wange fühl' ich brennen,
Wie an dem Scheidetag.

Der schwarzen Augen sengend Feuer –
Wollüstig wallt durch Geist und Sinn
Mir noch von ihm ein immer neuer
Glutstrom entnervend hin.

Und fliehend auf entlegnen Meeren,
Fleh' ich umsonst die Sterne an,
Die unbarmherz'gen, mich zu lehren,
Wie ich vergessen kann.

2.

Fort rollt mein Schiff zum fernen Westen,
Doch läßt dein Bann mich nicht entfliehn
Und hält mich fest in den Palästen,
Den Gärten auf dem Palatin.

Auf Schutt, bedeckt mit schwarzem Staube,
Zieht's mich durch rankendes Geschling
Hin zu der dunklen Myrtenlaube,
Wo mich dein Arm so oft umfing.

Mein heißes Haupt in dumpfem Brüten
Lehnt sich auf einen Säulenknauf,
Und um mich steigt, mit Duft der Blüten,
Der Moderhauch aus Gräbern auf.

Am Himmel durch die wetterschwere
Nachtluft wälzt sich ein Wolkenzug,
Und schrillend flattert her vom Meere
Ein Möwenschwarm in hast'gem Flug.

Da regt sich's in den Myrtenzweigen;
Herab von ihrem Piedestal
Seh' ich der Venus Bild sich neigen;
Die Luft durchzuckt ein Wetterstrahl.

Dich, dich erkenn' ich bei dem Lichte,
Und langsam legt sich, furchtbar Weib,
Wie starr den Blick ich auf dich richte,
Dein Marmorarm um meinen Leib.

Fliehn will ich, doch auf meine Stirne
Drückst du den Mund, zum Herzen jäh
Schießt mir das Blut, und im Gehirne
Fühl' ich ein tödlich süßes Weh.

Der Atem stockt mir, im Erwachen
Fahr' ich entsetzt vom Pfühl empor,
Und dumpf erschallt der Bretter Krachen,
Der Wogen Donner an mein Ohr.

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