Der Sprudelstein und die Perlen
Was toset da unten?
Was will sich entfalten?
Im Tanze, im bunten
Erspäh' ich Gestalten
So schäumend, so luftig,
So träumend, so duftig.
Im siedenden Bade
Die reine Najade
Muß immerfort rauschen
Und möchte doch lauschen;
Dumpf hört sie ein Rufen
Der tückischen Zwerge
Im Grunde der Berge:
»Auf! brechen wir Stufen,
Lichtfarbig krystallen
Durch funkelnde Hallen,
Auf! dringet zum Bade
Der reinen Najade.«
Da betet die Nymphe:
»Gott! hüt' mich vor Schimpfe,
Gott! schließe mich ein!«
Da nahet das Klopfen,
Da brechen sie ein,
Da starren die Tropfen
Erschreckt zum Gestein,
Da faßt sie der Strudel
Der siedende Sprudel,
Und treibt ihre Tücke
Zum Abgrund zurücke.
Da zuckt aus dem Bade
Die reine Najade
Und legt an den Rand
Den Sprudelstein hart,
Ein Zeugnis, ein Pfand,
Daß siedende Fluten,
Vom Wunder erstarrt,
Den Reinen, den Guten
Selbst Schutzwände bauen,
So Gott sie vertrauen –
Dran mögen die Lauen
Sich redlich erbauen!
Der Sprudelstein
Zum Strudel einspähend
Den Sprudelstein sehend
Hab' dies ich gedacht.
Da ward mir der Stein,
Geglättet und fein,
Als Spielwerk gebracht.
Zum Kißchen, zum Leuchter
Faßt Stahl ihn und Messing
Mit blinkendem Schlußring.
Der Spieltand, mir däucht' er
Ein sinnvoll Geschenke,
Weil eben ich denke,
Was soll ich erdichten?
Was schenk' ich den Nichten? –
Nehmt freundlich es an,
Ergötzt euch fein dran,
Und denket der Wunder,
Wie mancher gesunder
Die Blicke nach oben
Vom Sprudel erhoben. –
Auch ihr, blickt hinan
Und faltet die Hände
Und stimmt fein fromm an
Ein Vater unser zum Ende.
Die Perlen
Aus der Tiefe, wo wir ruhten,
Wo im feuchten Grund der Fluten
Es so kühl war und so gut,
Hat der Sturm uns aufgewühlet
Und zum harten Strand gespület,
Wo uns sengt' der Sonne Glut;
Hat in gier'ge Menschenhände
Uns gebracht, die ohne Ende
Uns durchbohrten und gequälet.
So gereiht zu einem Bande,
Kommen wir zum Schweizerlande,
Euch zum Halsschmuck auserwählet.
Und an reinen Kinderherzen
Ruhn wir gern und ohne Schmerzen,
Sehnen uns nicht mehr nach Haus.
Wenn ein Hauch aus frommem Munde
Weht, aus reiner Herzen Grunde,
So genügt's zu unserm Glück;
Sollten gar des Mitleids Zähren
Zarte Perlen uns bescheren,
Dann wär' alles Heil erlebt.
Bei den Reinen, Wahren, Guten
Ruht sich, wie in Wasserfluten,
Wenn der Geist darüber schwebt!
Ich glänze und schimmre und mach' mich so breit;
Der Weg zum Verderben, ach Kind, ist nicht weit;
Die Eitelkeit nistet so schmeichelnd sich ein –
Ach, Kind, bleib demütig, ach, Kind, bleibe rein.
Denk glänzendes Gold, hat noch anderen Sinn,
Soll rein es bewährt sein, durch Feuer geht's hin;
Durchs Feuer der Trübsal, durch heißes Gebet
Die Seele, wie Gold rein, vom Staube ersteht.
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