Der kühne Rechberger
Der kühne Rechberger ritt einmal
Spät in der Nacht durchs tiefe Tal.
Eine alte Kirch’ erschaut er bald,
Die lag versteckt im dunkeln Wald.
Den Tag er hier zu warten denkt,
Ueber Stein und Dornen das Roß er lenkt.
Tritt in die alten Mauern ein,
Legt sich nieder auf einen Stein.
Und als es war nach Mitternacht
Hat er sich wieder aufs Roß gemacht.
Reutet des Wegs im dunkeln Wald,
Seinen Streithandschuh vermißt er bald.
„Gut Reutknecht mein, Du fauler Gesell!
Den Streithandschuh hol mir zur Stell!“
„Den Streithandschuh, den ließ ich fürwahr
In der Kirch auf einer Todenbahr“.
Der Knecht, der reutet voll Hast zurück,
Kehrt ohne den Handschuh mit großem Blick:
„O Herr! da drinnen, da sitzt fürwahr
Ein feurig Gespenst auf der Todenbahr,
Das hat Eure Handschuh angetan,
Streicht einen über den andern an“.
„Der Rechberger drauf erzürnet spricht:
Harre zur Stelle, Du feiger Wicht!“
Er lenkt das Roß über Dornen und Stein,
In die alte Kirche tritt er allein.
Da sitzt das Gespenst auf der Todenbahr,
Seine Handschuh an den Händen fürwahr.
Der Rechberger tritt keck an den Geist,
Die Handschuh ihm von den Händen reißt.
In die Todenbahre der Geist verschwand,
Der Rechberger sich nach dem Walde wand.
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