Gemälde-Handel
Wo man nur wandelt, steht und schaut,
Sind auch die geschäftigen Mäkler bereit,
Dem Fremden, den sie unerfahren wähnen,
Bilder und Kupfer aufzuschwatzen.
Mein Freund hatte heut in froher Laune
Doch Mühe genug einen Schwätzer abzuschütteln,
Indem wir auf der Gasse sprechen, uns gegenüber
Ein helles glänzendes Ladenschild eines Barbiers,
Auf dem schöne Damen in bunten seidnen Gewänden
Sich von zierlichen jungen Gesellen die Haare schneiden,
Den Kopfputz sich, den hochgethürmten, ordnen lassen.
Auf dem andern Schilde sitzen die Scheerensbedürftigen,
Und seifend oder schabend vor ihnen die Gehülfen,
Alle grell und bunt lustig anzuschaun.
Als uns der Mäkler verläßt, ruft der scherzende Freund
Launigt doch mit Ernst in allen Mienen:
Lieber ja als jene betrügerischen kauf' ich diese Tableaus.
Das hört ein Junge des Perükenmachers,
Der schon neugierig in unsrer Nähe geweilt,
Er macht sich herbei, ängstlich erst und dann vertrauter,
Spricht und grüßt und lobet, und glaubt nun endlich
Den Deutschen zu kennen und schon im Netz zu haben,
Daß sich am Abend der Vater seiner Klugheit bedanken muß.
Sammeln Ihr Gnaden? – O ja, mein junger Freund! –
Für Ihre Güter, Excellenz. – Gewiß, mein Bester!
Und Sie würden solche Darstellung nicht verschmähn? –
O nein, ich liebe mir bunte muntre Farben,
Und euer Italien ist so voll der Kunst,
Wohin man sieht, lacht einem Gebild entgegen. –
Wir sind, Gnädigster, als Kunstbegabte berühmt,
Der Florentiner vor allen in ganz Italien. –
Doch seid Ihr theuer, mein Freund, mit guten Sachen. –
Wie's kommt, Excellenz, die schönen Bilder da
Ließe mein Vater um mäßigen Preis. –
Auch ist es Schade, mein Sohn, derlei Glänzendes
Der Sonne und Luft so thöricht auszusetzen. –
Bei dem Gnädigsten würden sie ewig dauern,
Man firnißt sie neu, so ist noch nichts daran verlohren. –
Aber der Preis? – Wir würden schon einig werden. –
Trennt sich der Vater nicht ungern von ihnen? –
Er wird sie vermissen. – Allein, wenn ich sie erstehe,
So müßt ihr mir auch den Gegenstand erklären:
Sagt, find die Figuren aus der Mythologie entlehnt,
So nennt mir die Götter, die sie repräsentiren:
Oder ist die Sache christlich, so sind es wohl Märtirer,
Die dort gequält so ergeben für den Glauben dulden.
Da sah der Bursche den Freund mit großen Augen an,
Merkte, daß diesmal der Italiäner der Gehänselte sei,
Wollte erst empfindlich thun, doch lachte er dann,
Und mit den Worten: Excellenz sind ein Schelmchen!
Lief er mit einem Sprunge über die Gasse in's Haus.
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