Rheinweinlied
Bekränzt mit Laub den lieben vollen Becher,
Und trinkt ihn frölich leer.
In ganz Europia, ihr Herren Zecher!
Ist solch ein Wein nicht mehr.
Er kommt nicht her aus Hungarn noch aus Pohlen,
Noch wo man Franzmännsch spricht;
Da mag Sanct Veit, der Ritter, Wein sich hohlen,
Wir hohlen ihn da nicht.
Ihn bringt das Vaterland aus seiner Fülle;
Wie wär er sonst so gut!
Wie wär er sonst so edel, wäre stille,
Und doch voll Kraft und Muth!
Er wächst nicht überall im deutschen Reiche;
Und viele Berge, hört,
Sind, wie die wayland Creter, faule Bäuche,
Und nicht der Stelle wehrt.
Thüringens Berge, zum Exempel, bringen
Gewächs sieht aus wie Wein;
Ist’s aber nicht. Man kann dabey nicht singen,
Dabey nicht frölich seyn.
Im Erzgebürge dürft Ihr auch nicht suchen,
Wenn Ihr Wein finden wollt.
Das bringt nur Silbererz und Koboltkuchen,
Und etwas Lausegold.
Der Blocksberg ist der lange Herr Philister,
Er macht nur Wind wie der;
Drum tanzen auch der Kuckuck und sein Küster
Auf ihm die Creuz und Queer.
Am Rhein, am Rhein, da wachsen unsre Reben;
Gesegnet sey der Rhein!
Da wachsen sie am Ufer hin, und geben
Uns diesen Labewein.
So trinkt ihn denn, und laßt uns alle Wege,
Uns freun und frölich seyn!
Und wüßten wir, wo jemand traurig läge,
Wir gäben ihm den Wein.
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