Dem Einiger
... Gewölk flog hin. Doch wieder nah und fern
Ging auf am Himmel blinkend Stern an Stern.
Und wie ich folgte der Planeten Schar,
Ein seltsam Wunderzeichen nahm ich wahr.
Geschrieben stand ein Wort aus Sternenglut,
Das durch die Adern schwellend trieb mein Blut.
»Alleinig« hieß die Flammenschrift da droben,
Und mancher sah's, den gläubigen Blick erhoben.
In eines Kiefernwaldes Lichtung – wer
Im Jagdrock lehnte sinnend am Gewehr?
Welch wuchtige Stirn, welch zielgerader Blick!
»Zur Größe muß des Vaterlands Geschick
Gehämmert sein,« zuckt's durch die Erzgestalt,
»Und schweigt der Wille, donnre ich Gewalt.
Daß Deutschlands schwanker Gliederbau erstarke,
Sein faules Fleisch ausschneid' ich bis zum Marke.«
Und schon erschien dem Schauenden ein Bild
Des Völkerschicksals – Sedans Schlachtgefild.
Die Nebel wallten über Tal und Fluß,
Kanonendonner folgend Schuß auf Schuß.
Kolonne an Kolonne schloß den Ring,
Drin sich das schuldige Opfer ganz verfing.
»Was treibst du noch zum Kampf, verfallner Kaiser?
Dein Thron zerspliß wie morsche Fichtenreiser.«
Gebrochen stand mit hohlem Aug' er da,
Des Fieberglut dem letzten Flackern nah.
Weil du der ränkevollen Ruhmgier Sohn,
Versank dein Stern in Nacht, Napoleon.
Doch zischte durch die Reihn kein geiler Spott,
Ernst klang's empor: »Nun danket alle Gott!«
Und klar und feierlich von Mund zu Munde
Stieg der Choral aus aller Herzensgrunde.
Wie der Gesang mir noch im Ohre rauscht!
Voll Kindesandacht hab ich still gelauscht.
Ein neuer Hauch zog in die Seele ein:
Sei wert, des eignen Volkes Sohn zu sein!
Der giftige Wurm der Zwietracht ist gefällt,
Fest stehn wir da in Sturm und Streit der Welt,
Der Besten Sehnsucht ist erfüllet worden:
Eins vom Gebirg bis zu des Meeres Borden ...
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