Chöre

Wir lagen lang an Küsten
Und sind nun aufgewacht,
Ach, wenn die andern wüßten
Um unsere Mitternacht.
Das Wasser in dem Tale,
Der Berg in dunkler Ruh,
Die Luft ist leis und fahle
Und schillert immerzu.

Wir sind im nächtigen Walde
Ein flatternder Verein.
Die schwesterliche Halde
Pflegt ihre Brüderlein.
Von Spitzen über Täler
Wir setzen kühn hinweg,
Wir fliehn die Sterbemäler
Und suchen doch Versteck.

Auf Gipfeln und auf Graten
Uns wächst ein hoher Schwung.
Von unseren Mannestaten
Blüht die Erinnerung.
Und während wir uns halten
Im Wind, der uns umgibt,
Verspüren wir ein Walten
Und fühlen uns geliebt.

Es wurde um uns stummer,
Wir werden nicht geschreckt,
Da Wolke wie ein Schlummer
Nun unser Sein bedeckt.
Und wenn vom Geigenspiele
Ein Hauch vorüberstreift,
Ist's schon, als ob am Ziele
Uns eine Hand ergreift.

Im Himmel und auf Erden
Ist eine Allgewalt,
Der Hirte aller Herden,
Er bleibt ein starker Halt,
Die Sonne, die auf allen
Viel Seiten uns bescheint,
Und die in ihrem Wallen
So scheidet wie vereint.

Die Fische auf dem Grunde
Sind ihm anheim gestellt,
Der Wolken große Runde
Steht an dem Himmelszelt,
Die Flüsse in den Ländern,
Sie nehmen ihren Lauf,
Und nichts mag sich verändern,
Er sähe denn darauf.

So ist in heiligem Walten
Die ganze Welt vollbracht,
Den Jungen und den Alten
Wird immer Tag und Nacht!

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