Stella an den Geliebten

Könnt’ ich dein Herz für mich allein gewinnen,
Ich tauschte nicht mit großen Königinnen;
Ich würd’ entzückt den Rest von meinem Leben
Für deine Küße geben.

O! fühltest du der Seele banges Schmachten,
Du würdest mehr auf Stella’s Blicke achten,
Und nicht gleich einem Schmetterlinge fliehen,
Wo Rosen für dich blühen.

Zwar ist der Reiz von meinen bleichen Wangen,
Mein Lenz, mein Sommer mehr als halb vergangen,

Doch ist ein Herz mir in der Brust geblieben,
Um glühend dich zu lieben.

Soll ich um diese Glut für dich erröthen?
Das sanfte Streben der Natur ertödten?
Und gleich der Jungfrau in geweihte Mauren
Nur dulden, schmachten, trauren?

Es sey! – Mein Schicksal scheint mir zu befehlen
Des Herzens Wünsche sorgsam zu verhehlen;
Und nur in mitternächtlich bangen Thränen
Ergieße sich mein Sehnen!

Dich, den ich liebe, ewig zu vermeiden,
Gebeut die Pflicht mir: ich, bestimmt zum Leiden,
Gehorche zitternd; will in stummen Klagen
Den Schmerz der Liebe tragen.

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