Ewig

Ihr sucht und sucht: »Wo ist die Ewigkeit?«
»Jenseits des Todes! Ueber unsern Sternen!
Hier ist die Zeit, und grad nur in der Zeit
Hat für das ewge Leben man zu lernen.
Hier sind die Jahre, Monde, Tage, Stunden;
Wir leben nach des Uhrenzeigers Lauf.
Hat er die Zwölf, die Mitternacht, gefunden,
So kommt die Ewigkeit, die Zeit hört auf.«

So wird von euch gesprochen und gedacht;
So hören es die Schüler von den Meistern,
Und während Einer frech darüber lacht,
Läßt sich der Andere davon begeistern.
Ihr meint, die Ewigkeit sei nur zu glauben,
Sei eine Zweifelssache, ein Vielleicht,
Und sendet aus der Arche eure Tauben,
Von denen keine auf zur Wahrheit steigt.

So hört es denn: Die Ewigkeit ist dort,
Ist hier, ist vor und nach euch, allerorten,
Der Zeitenraum, der grenzenlose Ort,
Der nur im Wechsel endlich ist geworden.
Sobald die ewge Liebe schöpfrisch handelt,
Hat ihren Rathschluß sie in Form gebracht
Und die Unendlichkeit in Zeit verwandelt,
Doch diese Zeit als ewig sich gedacht.

So lebt ihr also in der Ewigkeit;
Euch ward die Gnade, sie als Zeit zu fassen.
Benützt ihr sie, so wird als Seligkeit
Der Herr sie euch für ewig, ewig lassen.
Wer dies nicht thut, dem steht der Abgrund offen,
Aus dem die Erdenstunde ihn gebar,
Und nur vom Himmel ist für ihn zu hoffen,
Daß er das wieder wird, was hier er war.

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