Der Polterabend

Herab von seiner stolzen Veste
Lehnt sich ein Rittersmann,
Tief unten aus dem Felsengrunde
Schwingt's lautlos sich hinan.

Schwarzbraune Locken auf dem Nacken,
Rotsamtnes Prachtgewand,
Den erznen Panzer um die Hüfte,
Das Visier in der Hand.

So lehnt er an dem Erkerfenster
Im hochzeitlichen Schmuck,
Was stierst Du, Ritter, in die Tiefe,
Das Irrlicht zeigt nur Trug!

Ruht Laura nicht im stillen Grabe?
Kein Schatten kehrt zurück,
Vergiß die Schuld, zum Hochzeitsmahle
Ruft heut' Dein froh' Geschick!

Ha, immer stiert er noch herunter
Den scharfen Blick hinab.
Das Irrlicht steht an jener Stelle,
Wo sie den Tod sich gab.

Sein Grund ist leer, o weh, der Schrecken!
Was singt dort am Gestein?
Was schwingt sich hoch von Fels zu Felsen,
Im weißen Heil'genschein?

»Noch grauet nicht Dein Hochzeitsmorgen,
Noch schaust Du nicht Dein Glück,
O, harter Ritter, schau' lieb' Laura,
Ihr Schatten kehrt zurück!«

Den stolzen Ritter faßt ein Grausen,
Als er das Lied gehört,
Von Geisterarmen fortgerissen
Er in den Abgrund fährt.

Horch da, ein namenloses Poltern
Im felsigten Gestein,
Als wenn auf einmal tausend Donner
In's Burgtor schlügen ein.

D'rum soll am Abend vor der Hochzeit
Ein Polterabend sein,
Denn – heißt es – wo viel Licht und Freude
Wagt sich kein Geist hinein. –

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