Der Koch
In eines Königs Küchenrathe
War Veit bestallter Großvezier,
Und nach dem Großalmosenier
John Fallstafs treustes Bild im Staate;
Doch gieng er in des Fürsten Gunst
Ihm vor; denn in der seltnen Kunst,
Die wälschen Hähne fett zu mästen,
Glich kein Genie dem dicken Veit
Im ganzen Reich der Wirklichkeit;
Und bey dem Herrn und seinen Gästen
Galt ein gebratner welscher Hahn
Mehr als sein bester Unterthan.
Er füllte stets, dies war die Regel
Des Hofs, wie der Monarch der Kegel,
Das Centrum auf der Tafel aus.
Bey einem frohen Gallaschmaus,
Da Veits Talente Wunder schufen,
Ließ bey dem siebenten Pokal
Der frohe Fürst ihn vor sich rufen.
Erst drängt ein Bauch sich in den Saal,
Und nach und nach die mindre Hälfte
Des Thaumaturgs; ein Pudelkopf,
So führt ihn weiland Carl der Zwölfte
Im Holzstich, formt des Thurmes Knopf.
Begehre von mir eine Gnade,
Sprach der Monarch, getreuer Veit;
Die ganze Welt erfahre heut,
Wie ich der Pflicht der Dankbarkeit
Mich gegen das Verdienst entlade.
Begehre, was du willst. Der Koch
Bückt sich und schweigt. So rede doch,
Rief der Trajan. Kein Glück auf Erden,
Herr König, zeigt mir größern Lohn,
Als Esel oder Narr zu werden
Bey eurer heiligen Person.
Der König lacht; die Schranzen sperren
Den Mund auf. Lacht, so viel ihr wollt,
Schrie Veit; der Hofnarr sitzt im Gold,
Die Esel werden große Herren.
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