Der Ritter und die Nixen

Zwölf Ritter ritten durch am Wald
Mit Schwert und Schild und Sporen;
Sie scherzen und lachen und haben bald
Den rechten Weg verloren.

Und plötzlich sehen sie durch den Tann
Ein stilles Wasser blinken;
Sie reiten hinzu, sie halten an
Und lassen die Rösslein trinken.

Da rauscht das Schilf und schwankt und nickt,
Die Wasserlilien sich neigen,
Und aus dem See korallengeschmückt
Zwölf schöne Nixen steigen.

Die Rosse zittern und schnauben bang,
Die Ritter starren und schauen,
Da tönt bestrickender Gesang
Vom Mund der Wasserfrauen.

»O folget uns in unser Reich,
Rotwangige Erdensöhne;
Unsterblichkeit verleihen wir euch
Und ewige Jugendschöne.

Es kann ja doch die höchste Lust
Auf Erden nicht gedeihen;
Ihr findet sie an unsrer Brust,
Bei uns, den Wasserfeien.

Was euer Herz sich wünschen mag,
Ihr findet’s auf dem Grunde;
Zum Augenblick wird euch ein Tag,
Das Jahr zu einer Stunde.

In unserm kühlen Aufenthalt
Erwarten euch Freuden und Wonnen,
Soviel als Nadeln ein Tannenwald
Und Tropfen zählt ein Bronnen.« –

Die Ritter hören’s, es wallt ihr Blut,
Sie springen behend vom Pferde.
»Wir folgen euch, Nixen, in die Flut;
Fahr wohl, du staubige Erde!«

Da raschelt das Laub, und die Ritter sehn
Auf einmal einen braunen,
Dickköpfigen Waldzwerg vor sich stehn,
Darob sie aufs neue erstaunen.

Das Zwerglein hebt die Hand und spricht:
»Lasst guten Rat euch sagen:
Gehorcht den Wasserfrauen nicht,
Ihr müsstet’s bald beklagen.

Wahr ist es, was man euch verhiess,
Man hat euch nicht belogen;
Es liegt ein blühend Paradies
Im Schoss der blauen Wogen.

Es warten euer auf dem Grund
Viel Wonne und Vergnügen
Doch etwas hat der Nixen Mund,
Gar weislich euch verschwiegen.

Es harren eurer kampfbereit –
Erzittert, kühne Ritter,
Behaftet mit Unsterblichkeit,
Zwölf Nixenschwiegermütter.«

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