Rudolf Lavant
30.11.1844 - 06.12.1915
Deutscher Schriftsteller
Rudolf Lavant, eigentlich Richard Carl Cramer (* 30. November 1844 in Leipzig; † 6. Dezember 1915 ebenda) war ein deutscher Schriftsteller.
Leben
Rudolf Lavant war das älteste von fünf Kindern. Sein Vater Carl Eduard Cramer stand dem Volkstribunen Robert Blum nahe.
Lavant wurde zunächst Handelsgehilfe in seiner Geburtsstadt. Am Krieg von 1866 nahm er als Kaiserjäger freiwillig auf österreichischer Seite teil. Danach wurde er Buchhalter, schließlich Prokurist in Leipzig. Er lernte die Gabelsberger Stenografie, widmete sich aber auch dem Studium von Fremdsprachen (Englisch, Französisch, Italienisch), die er bei dienstlichen und privaten Auslandsreisen oft benötigte. Neben seiner Tätigkeit in Turn, Gesang- und Literaturvereinen begann er um 1870, im Leipziger Arbeiterbildungsverein, Vorträge zu halten. Im Arbeiterbildungsverein wurde Lavant mit Wilhelm Liebknecht und August Bebel bekannt, die ebenfalls für den Verein tätig waren.
Neben seinem Beruf führte Lavant ein zweites Leben als Schriftsteller und Publizist für das Proletariat. Sein zu Ende der 60er Jahre begonnenes lyrisches Schaffen gewann seit 1871, dem Jahr der Reichsgründung und der Pariser Kommune, eine entschieden antipreußische, sozialistische Tendenz. Das erste aufgefundene Gedicht mit dem Titel „Friede!“ stammt von 1871, erschien im Volksstaat und stand auf der Titelseite der Nummer 7 vom 21. Januar, es ist signiert mit Richard C. Franz Mehring nannte ihn den formvollendet Sten der frühen Periode. Cramer erlangte 1873 als Handelsprokurist der Fa. Dürbig & Co. das Bürgerrecht der Stadt Leipzig. Seine Gedichte in der sozialdemokratischen Presse („Die Neue Welt“, „Deutscher Jugendschatz“ und „Der Wahre Jacob“) erschienen durchweg unter dem Pseudonym Lavant (an das franz. ‚I’avant“ angelehnt), weil der Autor seine private Existenz nicht gefährden wollte. Von August Bebel wurde ihm 1876 die Revision der Vorwärts Druckerei übertragen. In der Zeit des Sozialistengesetzes 1878 – 1890, als Lavant im illegalen „Sozialdemokrat“ häufig politische „Leitgedichte“ veröffentlichte und gleichzeitig unerkannt in seinem kaufmännischen Beruf weiterarbeitete, spitzte sich sein Doppelleben noch zu. Lavant wollte nichts anderes sein, als „ein einfacher Soldat der Befreiungsarmee“. Seine Arbeiten wurden auch in der „Leipziger Volkszeitung“, „Das Lämplein“, „Die Fackel“ und „Der Neue Weltkalender“ gedruckt. Mitglied der SPD wurde er bis zu seinem Tode nicht. Die 80er und 90er Jahre waren die produktivsten seines Lebens als sozialistischer Schriftsteller.
Lavant schrieb weltanschauliche-agitatorische Verse, Gedankenlyrik, balladeske Gedichte, aber auch humoristisch-satirische Verse in sächsischer Mundart als „Fritzchen Mrweesesnich“. Daneben trat er als Reiseberichter, Übersetzer (Alphonse Daudet, Adrien Dézamy), Herausgeber und Journalist hervor.
Nach 1905 - in dieser Zeit war Lavant vereidigter Bücherrevisor der Stadt Leipzig - erlahmte seine dichterische Aktivität. Wenige 1914 entstandene Antikriegsgedichte wurden von der Zensur unterdrückt.
Der Wahre Jacob
Schon im Frühjahr 1884 plante Heinrich Dietz Neuerungen: Die Buchhandlung „wird reorganisiert und soll nach vernünftigen Geschäftsgrundlagen geleitet werden, unter anderem auch mit dem Buchhandel in Verbindung treten, mit dem sie bisher gar keine Fühlung besaß“, berichtete Karl Kautsky nach London (an FE, 2. Februar 1884, Engels/Kautsky 1955, S. 96). Geld war inzwischen genügend vorhanden. Denn die Entscheidung, den alten „Wahren Jacob“ in Stuttgart wieder aufzunehmen, erwies sich als ein großer Erfolg. Die Redaktion übernahm zunächst wieder Wilhelm Blos, als ‘Sitzredakteur’ fungierte Rudolf Seiffert, aus Leipzig mit nach Stuttgart übergesiedelter und bei Johann Heinrich Wilhelm Dietz als Korrektor tätiger ehemaliger Schriftsetzer (Rieber 1984, S. 361ff; Hickethier 1979; Ege 1992, S. 28 dort fälschlich: aus Hamburg ausgewiesen). Als Mitarbeiter wurden Max Kegel und Rudolf Lavant gewonnen (vgl. auch Heymann – später selbst Chefredakteur des „Wahren Jacob“ – 1930). Der Kopf des Hamburger humoristischen Monatsblatts wurde beibehalten, es erschien ab Januar 1884 in vergrößertem Format. Die schnell steigende Auflage lieferte enorme Überschüsse (Rieber 1987, S. 166). Andere Quellen datieren das Erscheinen des „Wahren Jacob“ auf 1890: „Das erstmalig 1877 in Hamburg erschienene Witzblatt „Der Wahre Jacob“, das ebenfalls dem Sozialistengesetz erlag, aber nach seinem Fall sofort wieder seine Auferstehung feierte“ (Schöpflin 1947, S. 16; vgl. auch bbb 1952, S. 609, identisch, aber ohne Quellenangabe). „Es ist erstaunlich, daß damals „Der Wahre Jacob“ als eine der ersten und wesentlichen politisch-satirischen Zeitschriften in einer Auflage von 227.000 Exemplaren verkauft wurde“ (Ollenhauer 1963, S. 13). Der „Wahre Jacob“ wurde unter dem Sozialistengesetz nie verboten, obwohl die Polizeibehörden seinen Inhalt genauestens kontrollierten.
Am 6. Dezember 1915 starb Rudolf Lavant in Leipzig.