Das Bad zu Aachen

Hygea winkte mir nach Aachens Wunderquellen,
Wo man Gesundheit hohlt, und, durch das Bad erneut,
Sich eines bessern Daseyns freut;
Ich aber floh die warmen Wellen,
Wovon ein seltsames Gerücht
Herum ging, und wovon ein neuer Barde spricht:
„Man las in einer Chronik von Cythere
(So lautet seine Nachricht) Amor wäre
Den Armen seiner Mutter einst entschlüpft.

Kaum war, der Lose! fortgehüpft,
So zog er durch die Welt; und wo er hinkam machte
Sein Pfeil, daß jedes Herz in Liebe schmolz. Einst brachte
Der Zufall ihn nach einer deutschen Stadt,
Die von dem Wasser eines Quells den Namen hat,
Der zwischen Schilf und Blumen reizend floß,
Und endlich sich in einen Hain ergoß,
Der ihn durch dichtes Laub versteckte,
Bis ihn der große Karl auf einer Jagd entdeckte.
Hier sah der kleine Gott – ach! eine Nymphe stehn,
Wie Juno stolz, wie Venus schön.
Die Spröde floh, so bald sie ihn ersehn;
Er flog ihr nach: allein sie tauchte
Sich tief in diese Fluth. Du sollst mir nicht entgehn!

Er sprachs, warf einen Pfeil ihr nach: das Wasser rauchte. –
Nun hört’ er sie verliebt um Hülfe flehn.
Er aber floh hohnlachend fort. –“

Noch wirkt der böse Pfeil auf diesem Wunder-Ort.
Der Kranke, der es wagt die Glieder hier zu baden,
Fühlt allzubald mit seinem Schaden,
Daß, von dem heißen Pfeil entzündet,
Die Heilkraft mit der Glut der Liebe sich verbindet.

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