Der zwey und zwanzigste April 1788
Ο Fürstinn! tönete doch mein Lied wie die Sapphische Laute,
Und schilderte feurig der Seele Gefühl!
O! stimmt’ ich den deutschen Gesang, so wie Cytherens Vertraute
Ihr allen Jahrhunderten reizendes Spiel! –
Du wurdest beym sanftesten Hauch der jungen Weste geboren;
Die Sonne bestreute die Fluren mit Glanz;
Es brachen Blumen hervor; es hielten die freundlichen Horen
Bey Nachtigallengesängen den Tanz.
Du wuchsest zum Segen der Welt. Schon manche dankende Zähre
Ist von den Wangen des Armen gerollt;
Schon mancher Leidende hat zu deiner unsterblichen Ehre
Dieß Opfer der Freude dem Himmel gezollt.
Du bist als Gattinn beglückt, als Mutter selig zu preisen,
Dir huldigt dein fröhliches häusliches Chor.
Du schmeckst bey Purpur und Pracht die höhere Wollust des Weisen:
Du gönnst den harmonischen Musen dein Ohr.
Gewährt ein Gott mir die Macht, womit der Thrazische Sänger
Den unerbittlichen Orkus erweicht:
Dann, Fürstinn, schmückst du dereinst den niedern Erdball noch länger,
Als Pylos Fürst, der drey Alter erreicht.
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